Sub­stan­ti­vie­rung – wenn die Klei­nen gross raus­kom­men

Was ist eigentlich eine Substantivierung? Und wozu ist sie gut? Dass kleingeschriebene Wörter wie Adjektive, Verben oder Partizipien plötzlich grossgeschrieben werden, kann manchmal ganz schön für Verwirrung sorgen. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie nicht nur, was eine Substantivierung ist, sondern auch, wie sie bei verschiedenen Wortarten wie Verben, Adjektiven und Partizipien richtig angewendet wird.
Substantivierung – wenn die Kleinen gross rauskommen

Was ist eine Sub­stan­ti­vie­rung?

Es han­delt sich um eine Sub­stan­ti­vie­rung, wenn ein Wort aus einer ande­ren Wort­art wie ein Sub­stan­tiv bezie­hungs­wei­se Nomen ver­wen­det wird. Wird bei­spiels­wei­se das Adjek­tiv «klein» sub­stan­ti­viert, wird es zu einem Nomen:
Vor dem Sport esse ich etwas Klei­nes.
Hal­lo, ihr Klei­nen.

Sub­stan­ti­vie­run­gen nennt man auch Nomi­na­li­sie­run­gen oder Haupt­wort­bil­dun­gen. Sie wer­den vor allem aus Ver­ben und Adjek­ti­ven gebil­det, kön­nen aber auch aus Par­ti­zi­pi­en abge­lei­tet wer­den. In der Regel schreibt man Sub­stan­ti­vie­run­gen gross.
Kom­men in einem Text sehr vie­le Sub­stan­ti­vie­run­gen vor, spricht man von einem Text im Nomi­nal­stil. Der Nomi­nal­stil ist ein Stil­mit­tel, das oft bei wis­sen­schaft­li­chen Arbei­ten und Fach­bü­chern ein­ge­setzt wird, um dem Inhalt einen objek­ti­ve­ren Touch zu ver­lei­hen.

Die Sub­stan­ti­vie­rung von Ver­ben

Wird ein Verb sub­stan­ti­viert oder ein­fa­cher gesagt als Nomen ver­wen­det, schreibt man es gross. Ach­tung, nur Ver­ben in der Grund­form (im Infi­ni­tiv) kön­nen sub­stan­ti­viert wer­den, mit gebeug­ten Verb­for­men klappt’s nicht.

Hier eini­ge Bei­spie­le, wie Ver­ben zu Sub­stan­ti­ven wer­den (nicht abschlies­send).

Ver­ben ohne Ände­rung der Grund­form:
Beim Essen hat sich Wer­ner bekle­ckert. (essen)
Das Ler­nen fällt ihr schwer. (ler­nen)
Bas­teln ohne Sche­re macht kei­nen Spass. (bas­teln)

Ver­ben mit Suf­fix ‑erei:
Die Klet­te­rei macht mich fix und fer­tig. (klet­tern)
Hör mal auf mit dei­ner Sin­ge­rei! (sin­gen)
Die Trin­ke­rei tut ihm nicht gut. (trin­ken)

Verb mit Suf­fix ‑ung:
Max woll­te die Krän­kung nicht hin­neh­men. (krän­ken)
Die Tagung star­te­te schon um 9 Uhr. (tagen)
Die Ber­gung ver­lief rei­bungs­los. (ber­gen)

Verb mit Prä­fix Ge-:
Das Geheul war nicht zu über­hö­ren. (heu­len)
Sein Geha­be gefällt mir nicht. (haben)
Es gab viel Gere­de im Dorf. (reden)

Wie erkennt man ein sub­stan­ti­vier­tes Verb?

Um zu erken­nen, ob ein Verb sub­stan­ti­viert ist, eige­nen sich die fol­gen­den Fra­gen:

  • Steht vor dem Verb ein Arti­kel wie z.B. ein, eine, der, die, das?
    Ein Ent­kom­men ist für den Gefan­ge­nen nicht mög­lich.
    Anna mag das Put­zen über­haupt nicht.
    Theo liebt das Rum­fah­ren in sei­nem neu­en Auto.
  • Steht vor dem Verb eine Prä­po­si­ti­on, evtl. sogar mit einem Arti­kel wie beim (bei dem), vom (von dem), zum (zu dem)?
    Beim Aus­bre­chen wur­de er geschnappt.
    Zum Essen gab es Pom­mes fri­tes.
    Vom Auto­fah­ren wird Julia ganz schlecht.
  • Steht vor dem Verb ein Pos­ses­siv­pro­no­men, z.B. mein, dein, unser?
    Unser Wis­sen ist unend­lich.
    Mich nerv­te sein Prah­len.
    Dein Schrei­en ver­scheucht alle Fische.
  • Steht vor dem Verb ein Inde­fi­nit­pro­no­men, wie z.B. nichts, etwas, alles, ein biss­chen, kein, viel etc.?
    Kein Dank der Welt, kann das auf­wie­gen.
    Alles Wei­nen nützt nichts.
    Ein biss­chen Flu­chen ist erlaubt.
  • Steht vor dem Verb ein Demons­tra­tiv­pro­no­men wie z.B. die­ses, jenes?
    Die­ses Seil­zie­hen macht rich­tig Spass!
    Jenes Flat­tern und Zwit­schern machen die Vögel im Früh­ling.

Die Sub­stan­ti­vie­rung muss aber nicht zwin­gend immer direkt vor dem Verb sein. Es kön­nen auch Adjek­ti­ve dazwi­schen­ste­hen:
Anna mag das müh­sa­me Put­zen über­haupt nicht.
Beim frü­hen Auf­bre­chen wur­de er geschnappt.
Unser fun­dier­tes Wis­sen ist unend­lich.

Die Sub­stan­ti­vie­rung von Adjek­ti­ven und Par­ti­zi­pi­en

Adjek­ti­ve sind Wör­ter, die eine Sache oder eine Per­son beschrei­ben, zum Bei­spiel klein, wert­voll, wich­tig. Wird ein Adjek­tiv als Sub­stan­tiv ver­wen­det, schreibt man es gross. So ist es auch bei den Par­ti­zi­pi­en. Ein Par­ti­zip ist ein­fach gesagt eine Mischung aus Verb und Adjek­tiv. Am Wort­ende steht das Suf­fix ‑end, wie zum Bei­spiel bei spie­lend, lachend, wei­nend.

Wie erkennt man ein sub­stan­ti­vier­tes Adjek­tiv oder Par­ti­zip?

Um zu erken­nen, wann es sich um eine Sub­stan­ti­vie­rung von Adjek­ti­ven und Par­ti­zi­pi­en han­delt, kön­nen wir uns wie­der die glei­chen Fra­gen wie im Zusam­men­hang mit den Ver­ben stel­len:

  • Steht vor dem Adjektiv/Partizip ein Arti­kel wie z.B. ein, eine, der, die, das?
    Das Blaue gefällt mir am bes­ten.
    Der Mit­ar­bei­ten­de hat das Bud­get erstellt.
    Die Meist­bie­ten­de erhält das Ein­fa­mi­li­en­haus.
  • Steht vor dem Adjektiv/Partizip eine Prä­po­si­ti­on, evtl. sogar mit einem Arti­kel wie beim (bei dem), vom (von dem), zum (zu dem)?
    Beim Letz­ten bin ich mir nicht sicher.
    Zum Gelern­ten fällt mir noch eine Fra­ge ein.
    Vom Bekann­ten habe ich ein Geschenk erhal­ten.
  • Steht vor dem Adjektiv/Partizip ein Pos­ses­siv­pro­no­men, z.B. mein, dein, unser?
    Unser Fran­zö­sisch wird immer bes­ser.
    Er gab sein Bes­tes.
    Der Ein­bre­cher will dein Wert­volls­tes steh­len.
  • Steht vor dem Adjektiv/Partizip ein Inde­fi­nit­pro­no­men, wie z.B. nichts, etwas, alles, ein biss­chen, kein, viel etc.?
    Kein Gel­bes ist mehr übrig.
    Alles Gute zum Geburts­tag!
    Hei­di darf heu­te nichts Süs­ses mehr essen.
  • Steht vor dem Adjektiv/Partizip ein Demons­tra­tiv­pro­no­men wie z.B. die­ses, jenes?
    Jenes Grün gefällt mir sehr.
    Die­ses Begeis­tern­de, das ist genau das, was die Show aus­macht.

Spe­zi­el­les bei sub­stan­ti­vier­ten Adjek­ti­ven und Par­ti­zi­pi­en

Im Gegen­satz zu Ver­ben, die nur in der Grund­form sub­stan­ti­viert wer­den kön­nen, passt man sub­stan­ti­vier­te Adjek­ti­ve und Par­ti­zi­pi­en dem Geschlecht oder der Mehr­zahl (Plu­ral) an:
Das Wich­tigs­te (neu­tral)
Der Wich­tigs­te (männ­lich
Die Wich­tigs­te (weib­lich)
Die Wich­tigs­ten (Mehr­zahl)

Gross- oder doch Klein­schrei­bung?

Es wird aber nicht auto­ma­tisch alles gross­ge­schrie­ben. Natür­lich gibt es auch hier Aus­nah­men.

Klein­schrei­bung gilt, wenn:

  • sich das Adjektiv/Partizip auf ein kon­kre­tes Nomen bezie­hen.
    Bei der letz­ten Auf­ga­be bin ich mir nicht sicher.
    Die spie­len­den Kin­der freu­en sich.
  • sich «am» auf die Stei­ge­rung eines Adjek­tivs bezieht.
    Hel­ga ist am kleins­ten. (klein, klei­ner, am kleins­ten)
    Am bes­ten ist, du gehst nach Hau­se. (gut, bes­ser, am bes­ten)
    ABER: Peter ist am Auto­fah­ren. (an dem Auto­fah­ren)
  • man die Far­be von etwas beschreibt.
    Das Kleid ist rot.
    ABER: Hel­gas Lieb­lings­far­be ist (die Far­be) Rot.
  • man bei einer Spra­che nicht von der Spra­che selbst, son­dern der Art der Kom­mu­ni­ka­ti­on spricht (wie?).
    Die Schü­ler spre­chen fran­zö­sisch (wie?)
    ABER: Tina spricht ger­ne Bel­gisch (was?)

Bei fes­ten Wen­dun­gen ohne vor­an­ge­hen­de Prä­po­si­ti­on ist neben der Gross- auch die Klein­schrei­bung erlaubt:
ohne Wei­te­res / ohne wei­te­res
seit Kur­zem / seit kur­zem
des Wei­te­ren / des wei­te­ren
Der Duden emp­fiehlt hier jedoch die Gross­schrei­bung.

Bei adver­bia­len Wen­dun­gen ohne dekli­nier­te Adjek­ti­ve ist aber nur die Klein­schrei­bung rich­tig:
Von nah und fern, auf ewig, über kurz oder lang, durch dick und dünn

Paar­for­meln, die Per­so­nen beschrei­ben, wer­den jedoch gross­ge­schrie­ben:
Eine Par­ty für Gross und Klein, für Jung und Alt, für Dick und Dünn, für Arm und Reich

Pro­fes­sio­nel­les Kor­rek­to­rat zu Ihren Diens­ten!

Der Umgang mit der Sub­stan­ti­vie­rung von Ver­ben, Adjek­ti­ven und Par­ti­zi­pi­en ist nicht immer ganz ein­fach. Wir hof­fen aber, dass wir mit die­sem Bei­trag etwas Licht ins Dun­kel brin­gen konn­ten. Wenn Sie den­noch Fra­gen haben oder Ihre Tex­te pro­fes­sio­nell in unse­rem Kor­rek­to­rat gegen­le­sen las­sen möch­ten, sind wir vom Ent­le­bu­cher Medienhaus ger­ne für Sie da.

Tele­fon 041 485 85 85
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Wir freu­en uns auf Sie!

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