Die vier Fäl­le – ein­fach erklärt

Grammatik ist schwierig, und die deutsche erst recht! Das ist eine Tatsache. Die vier Fälle und all ihre entsprechenden Artikel und Endungen sind nicht nur für Deutsche und Schweizerdeutsche, sondern erst recht für Ausländer, die dies mühsam erlernen müssen, ein Problem. Dabei ist eigentlich alles ein Beziehungsproblem; denn auch Wörter haben Beziehungen zueinander und diese Beziehungen erkennt man an ihren grammatikalischen Fällen. Erkennbar sind diese, wenn man einen Satz danach abfragt.
Die vier Fälle – einfach erklärt

Der ers­te Fall – der Nomi­na­tiv

Die Grund­struk­tur eines jeden Sat­zes basiert auf dem Gerüst «Wer macht was», alles Wei­te­re sind Details. «Wer» ist der Nomi­na­tiv, also das Sub­jekt, das etwas tut, qua­si der Täter. Bei­spiel: Der König regiert. Das ist nun schon eine Aus­sa­ge, die sich aller­dings erwei­tern lässt. Der Nomi­na­tiv ist der ers­te Fall und damit der Chef über den gan­zen Satz. Er bestimmt die wei­te­ren Hier­ar­chien, die wei­te­ren Bezie­hun­gen zwi­schen den ande­ren Satz­tei­len. Und damit sind wir beim vier­ten Fall:

Der vier­te Fall – der Akku­sa­tiv

Da ist als Nächs­tes das «Was» (oder «Wen»). Die­ses «etwas» ist das Objekt, also der Akku­sa­tiv, der vier­te Fall. Bei­spiel: Der König regiert das Land. Der König ist der Täter, also der Nomi­na­tiv. Das Land ist in direk­ter Abhän­gig­keit vom König und steht daher im Akku­sa­tiv, dem vier­ten Fall, und gibt Ant­wort auf die oben gestell­te Fra­ge: «Wer macht was». Das ist nun schon ein rich­ti­ger, klei­ner Satz. Mehr braucht es im Prin­zip nicht, um eine Aus­sa­ge zu trans­por­tie­ren. Hier muss ich noch ergän­zen, dass der Akku­sa­tiv auch eine Per­son sein kann. In die­sem Fall lau­tet die Fra­ge: «Wen regiert der König?». Bei­spiel: Der König regiert das Land und das Volk. Will man das Gan­ze noch erwei­tern bezie­hungs­wei­se aus­bau­en, kom­men die ande­ren zwei Fäl­le zum Ein­satz.

Der drit­te Fall – der Dativ

So kann zum Bei­spiel der Satz fol­gen­der­mas­sen lau­ten: Der König regiert das Land und das Volk mit Weis­heit. Das Wört­chen «mit» weist auf den Drit­ten im Bun­de hin – den Dativ, den drit­ten Fall, erfrag­bar mit «mit wem» bei Per­so­nen oder «mit was» bei Din­gen. Die­ser drit­te Fall braucht in der Regel einen Bezug, er ord­net sich unter. In unse­rem Bei­spiel­satz bezieht sich die Aus­sa­ge «Weis­heit» auf den König. Wir haben hier also einen wei­sen König. Es könn­te zum Bei­spiel auch «mit Stren­ge» oder «mit Waf­fen­ge­walt» sein. Mög­lich ist auch: Der König mit dem Hof­staat regiert das Land und das Volk mit (der) Weis­heit. Das ist nun ein Satz mit zwei Dativ-Objek­ten, die bei­de den König näher beschrei­ben.

Der zwei­te Fall – der Geni­tiv

Dann gibt es noch den Geni­tiv, den zwei­ten Fall. Man erfragt ihn mit «wes­sen» und zeigt damit, grob gesagt, eine Art Besitz­ver­hält­nis oder Zuge­hö­rig­keit an. Bei­spie­le: Der König der Bay­ern regiert das Land und das Volk mit Weis­heit. Der König regiert das Land des Vaters und das Volk mit Weis­heit. Der König regiert das Land und das Volk mit der Weis­heit des Gelehr­ten. Eben­so wie der Dativ braucht auch der Geni­tiv stets ein Objekt, auf das er sich bezieht. Der Geni­tiv kann also beim Nomi­na­tiv, beim Akku­sa­tiv oder beim Dativ ste­hen. Ich habe bei die­sen Bei­spiel­sät­zen nun in den vier Fäl­len immer den bestimm­ten Arti­kel (der, die, das…) sowie immer nur die Ein­zahl ver­wen­det.

Tabel­le:

Fall               Sin­gu­lar                                      Plu­ral männ­lich    weib­lich    säch­lich Nomi­na­tiv     der             die            das            die Geni­tiv          des            der            des            der Dativ             dem           der            dem          den Akku­sa­tiv      den            die            das            die Die Aktio­nen in mei­nen Bei­spiel­sät­zen las­sen sich durch­aus in den Plu­ral (Mehr­zahl) set­zen, auch wenn es im Dativ etwas hol­pe­rig klingt: Die Köni­ge regie­ren. Die Köni­ge regie­ren die Län­der und die Völ­ker. Die Köni­ge regie­ren die Län­der und die Völ­ker mit Weis­heit. Die Köni­ge regie­ren die Län­der der Väter und die Völ­ker mit den Weis­hei­ten der Gelehr­ten. Beach­ten Sie bit­te, dass nun das Verb eben­falls im Plu­ral steht! Ist der Nomi­na­tiv im Plu­ral, sind es also meh­re­re Täter, so ist das Verb eben­falls im Plu­ral. Wie oben unter «Der ers­te Fall – der Nomi­na­tiv» erklärt, ist das das Grund­ge­rüst eines jeden Sat­zes und daher passt sich das Verb immer dem Nomi­na­tiv an. Sind es meh­re­re Täter, so tun sie eben mehr, ganz logisch, oder? Natür­lich geht es auch mit den unbe­stimm­ten Arti­keln ein, eine, ein (der säch­li­che, unbe­stimm­te Arti­kel ist im Nomi­na­tiv der­sel­be wie der männ­li­che). Den unbe­stimm­ten Arti­kel gibt es im Deut­schen nicht im Plu­ral. Als Ersatz bie­ten sich bei Bedarf soge­nann­te Inde­fi­nit­pro­no­men wie zum Bei­spiel eini­ge, weni­ge, alle, man­che an. Tabel­le ein, eine, ein in den vier Fäl­len Fall               männ­lich    weib­lich    säch­lich Nomi­na­tiv     ein              eine             ein Geni­tiv          eines          einer            eines Dativ             einem         einer            einem Akku­sa­tiv      einen          eine             ein Bei­spiel­sät­ze: Ein König regiert ein Land und ein Volk. Ein König regiert ein Land und ein Volk mit (einer) Weis­heit. Ein König regiert ein Land und ein Volk mit (einer) Weis­heit eines Gelehr­ten. Ein König regiert ein Land und ein Volk eines Vaters …. Sie mögen mir ver­zei­hen, wenn nun mei­ne Bei­spiel­sät­ze manch­mal etwas hol­pe­rig klin­gen – aber es geht mir in ers­ter Linie dar­um, das Prin­zip auf­zu­zei­gen. Das Sti­lis­ti­sche ist wie­der ein ande­res Kapi­tel …. 😊, daher ver­las­sen wir den König und neh­men einen ande­ren Satz: Lukas schreibt einen Brief. Vre­ni öff­net eine Tür.

Pro­no­men und Adjek­ti­ve

Kom­men nun noch Adjek­ti­ve und Pro­no­men ins Spiel, sprich in den Satz, so wird die gan­ze Sache etwas kom­pli­zier­ter. Mehr dazu aber in einem ande­ren Blog­bei­trag. Also, falls Sie mit Ihren Fra­gen inner­halb Ihrer Sät­ze nicht mehr wei­ter­kom­men – wir hel­fen Ihnen ger­ne! Wir stel­len die rich­ti­gen Fra­gen, damit auch jede Bezie­hung geklärt ist und am Ende alles rich­tig geschrie­ben ist.

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