Ja, was mache ich gerade? Ich bin eben daran, dem Hund zu erklären, dass ich, weil ich gerade eben nichts mache, nicht mit ihm ständig etwas machen könne. Weil auch nichts machen etwas machen sei. Eben nichts. Und das kann ganz schön anstrengend sein. So vieles hat gewartet, dann mal gemacht zu werden, wenn sonst nichts zu machen wäre. Und nun ist es so weit. Der Hund blickt mich mit grossen treuen Augen fragend an. Ein komisches Herrchen, scheint dieser Blick zu sagen. Schiebt mein Meister eben eine Krise? Natürlich, selbstverständlich. Wie sollte er diese nicht schieben, nicht haben, in Zeiten der globalen Corona Krise. Da haben Mann und Frauchen das Recht, nein, vielmehr die Pflicht, bundesrätlich, höchstinstanzlich verordnet, in den Krisenmodus zu schalten. Das wäre des Guten oder vielmehr des Schlechten zu viel, ob all dem, was die ganze Welt beschäftigt, nicht Krise zu schieben. Ganz eigentlich unanständig, nein vielmehr, völlig unangebracht, schräg, gar widerlich wäre dies. Gar unethisch. – Nun, das sind offensichtlich Gedankengänge, welchen der Hund nicht folgen mag. ihn nie und nimmer beschäftigen werden und auch nicht können und ebenso wenig sollen. Schliesslich ist er gerade ein paar Monate jung, globale Krisen sind in seinem Erfahrungsschatz nicht vorhanden, sie werden dort auch nie als solche registriert werden. Sein Problem ist vielmehr ein Herrchen, das so viel Zeit hätte und vor lauter Zeit zeitweise überfordert ist. Also könnte der Meister mit ihm spielen könnte. Oder Gassi gehen. Das ist gar weltweit offiziell erlaubt. Ob Hundewetter oder globale Krise, Hunde wollen und dürfen nach draussen. Und am andern Ende der Leine darf jemand mit nach draussen. Herrchen oder Frauchen. Oder gar beide. Das sind noch nicht fünf. Erst zwei. Oder drei, scheint mein Hund sagen zu wollen. Er zähle auch. Sonst schiebe er dann seine Krise. Krisentage – irgendwie auch Hundstage.
Hannes Bucher, Ruswil
25. Mrz 2020
